Der Streichriemen ist das unabdingbare Pflegetool für dein Rasiermesser. Ohne ihn bleibt kein Messer scharf.
Kein Weg führt dein Rasiermesser an einem Streifen Leder namens Abziehriemen oder Streichriemen vorbei. Erstaunlich wie etwas so Weiches wie Leder etwas so Hartes wie Stahl scharf macht.
- Du brauchst einen Streichriemen für die Pflege deines Rasiermessers
- Welche Abziehriemen es gibt
- So benutzt du den Abziehriemen richtig
- Das Material des Strichriemens
- Der Unterschied zwischen Abledern und Schleifen eines Rasiermessers
Wenn du dich für die Messerrasur entscheidest, tust du das aus verschiedenen Gründen ganz bewusst. Man kauft sich nicht mal eben aus Jux und Tollerei ein teures Rasiermesser. Es gibt sicher Ausnahmen, aber die meisten von uns steigen mit einem Elektrogerät in die bequeme Welt des Trockenrasierens ein, vielleicht sogar auch mit einem Mehrklingen-Systemrasierer in die etwas aufwändigere Nassrasur.
Ein Rasiermesser hatten die wenigsten von uns mit 14 oder 16 Jahren schon in der Hand, um den ersten Flaum, die ersten Stoppeln mit Stolz in der Brust zu schneiden. Irgendwie fühlten wir uns ziemlich männlich und wie sauber die Rasur ausging, war nicht so entscheidend. Mit den Jahren steigen dann aber die Ansprüche, der Stolz auf die ersten Zeichen der Männlichkeit geht über in einen Vergleich mit anderen Männern.
Wir wollen plötzlich mehr. Vielleicht ein so glattes Kinn wie unser bester Kumpel oder einen so perfekt gestylten und konturierten Bart wie unser Kollege. Denn uns wird klar, dass unser äußeres Erscheinungsbild eine Rolle spielt. Ein gepflegtes attraktives Äußeres macht uns selbstsicherer und erfolgreicher bei den Frauen und im Beruf. Nach einiger Recherche weißt du nun, dass die Messerrasur unschlagbar gründliche Resultate liefert. Du bist bereit für eine Umkehr. Tradition, Langsamkeit und Herausforderung sind deine neuen Werte. Das Rasiermesser hält Einzug ins Badezimmer und mit ihm dessen „Scharfmacher“, der Streichriemen.
Dein Rasiermesser ist stumpf? Ein Streichriemen kann helfen. Aber da gibt es noch mehr.
Warum es ohne einen guten und hochwertigen Streichriemen nicht geht.
Dein Rasiermesser kann nur sicher und gründlich schneiden, wenn dessen Schneide absolut scharf ist. Bei jeder Rasur entsteht ein Grat an der Schneide, das heißt, die hauchdünne Spitze franst leicht aus, biegt sich etwas nach links und rechts. Dadurch verliert sie ihre Schärfe. Das passiert bereits bei deiner allerersten Rasur mit dem Rasiermesser. Die dünne Schneide kämpft ja gegen hartes Haar. Je härter das Haar, desto kraftvoller verbiegt es die Schneide. Deshalb ist es so wichtig, das Haar mit einem effizienten, also am besten mit selbst geschlagenem Rasierschaum optimal weich zu machen und aufzustellen. Deshalb ist es auch so wichtig, dir mit einem edlen Rasiermesser auch gleichzeitig einen Streichriemen zuzulegen. Der Grat lässt sich nämlich wieder aufstellen, das heißt, die Verbiegung lässt sich wieder begradigen.
Zur Hälfte geht die Verbiegung von selbst leicht zurück, wenn du das Rasiermesser nach der Rasur erst mal längere Zeit liegen lässt, den übrigbleibenden Grat entfernst du dann per Handarbeit auf einem Abziehriemen. Und zwar von der ersten Rasur an. Tust du das nicht, wird die Schneide von Mal zu Mal stumpfer. Sie schneidet dann nicht mehr, sondern rupft und zerrt. Rötungen und Schnittverletzungen, eine unsaubere Rasur und Enttäuschung sind somit dann schon vorprogrammiert.
Verwirrend sind die vielen Namen, Längen und Breiten der Abziehriemen.
Wenn wir von Abziehriemen sprechen, meinen wir einen Riemen nur aus Leder, auf dem du dein Rasiermesser vor der Rasur abziehst, indem du es darüber streichst. Er heißt deshalb auch Streichriemen oder Lederriemen. Mit einem derartigen Riemen pflegst und polierst du dein Rasiermesser vor jeder Rasur. Dieser reine Lederriemen trägt kein Material ab.
Er stellt vielmehr den unsichtbaren feinen Grat, der die Schneide stumpf macht, wieder auf. Es gibt jedoch auch Riemen, die auf der einen Seite aus Leder, auf der anderen aus Hanf oder Leinen bestehen. Das sind dann sogenannte Profiriemen, Leinenriemen oder Hanfriemen. Zusammen mit einer weißen Schleifpaste kann man auf der Leinen- oder Hanfseite das Rasiermesser nochmals für ein paar Rasuren schärfen, wenn das Abziehen auf der Lederseite nicht mehr reicht.
Je nach Form des Riemens erscheint dieser auch noch unter dem Begriff Stoßriemen, Spannschraubriemen oder Hängeriemen. Beim Stoßriemen sind das Leder und gegebenenfalls Leinen oder Hanf auf einer Holzlatte mit handlichem Griff aufgeklebt, beim Spannschraubriemen ist es um eine Vorrichtung herum gespannt. Beim Hängeriemen musst du das Leder selbst stramm ziehen. Er hat auf einer Seite eine Öse zum Aufhängen, auf der anderen einen Ring oder einen Griff zum Ziehen.
Beide Varianten werden in unterschiedlichen Längen und Breiten angeboten. Je länger, umso besser, denn du musst nicht gleich wieder „abbremsen“ beim Drüberziehen. Die Breite sollte mindestens der Breite der Rasiermesserschneide entsprechen, damit diese in einem und nicht in zwei Schritten geschärft werden kann.
Wann und wie benutzt du deinen Streichriemen oder Profiriemen?
Streichriemen und Rasiermesser sind wie Frau und Mann. Deine Frau sorgt schnell für den Feinschliff an deiner Krawatte, immer bevor du ins Büro gehst. Der Streichriemen sorgt schnell für den Feinschliff deines Rasiermessers, immer bevor du dich rasierst. Nach deiner Rasur spülst du dein Messer sorgfältig unterm kalten Wasserstrahl ab, tupfst es sehr vorsichtig trocken und lagerst es gut belüftet. Nun sollte es 24 Stunden Zeit haben, damit sich die durch die Rasur entstandenen Materialspannungen abbauen und die Grate / Verbiegungen sich teilweise von selbst zurückbilden können. Frühestens am nächsten Tag dann lederst du die Schneide ab, und zwar vor der Rasur.
Lege dazu dein Rasiermesser mit der Klinge so flach auf, dass es an zwei Punkten, also an Messerrücken und Messerschneide Kontakt zum Streichriemen hat. Jetzt bewegst du das Messer in Richtung des Messerrückens über den Streichriemen. Streiche es darüber als würdest du deine Frau streicheln. Ohne Druck, gleichmäßig und ganz sanft. Bewege es schräg, wenn der Riemen zu schmal für die gesamte Messerbreite ist.
Bewege es gerade, ist der Riemen mindestens so breit wie das Messer. Wende es nun über den Rücken, niemals über die Schneide, und verfahre mit der zweiten Seite genauso. Wiederhole diesen Vorgang zehn bis zwanzig Mal. Die Leinen- oder Hanfseite deines Profiriemens nutzt du erst, wenn das normale Abledern nicht mehr schärft. Streiche dazu weiße Schleifpaste auf und verfahre wie beim Abledern.
Welches Leder ist gut für einen Streichriemen und wie wird es gepflegt?
Wenn du dir ein hochwertiges Rasiermesser geleistet hast, passt dazu im Grunde nur ein hochwertiger Streichriemen. Wenn schon denn schon. Keine halben Sachen mehr. Aus echtem Leder vom Rind oder Kalb sollte er sein. Optimal ist Juchtenleder, das entsteht, wenn das Leder gewaschen, getrocknet, mit Weidenrinde gegerbt und mit Birkenteeröl eingelassen wird. So werden Würmer und Insekten entfernt und es wird geschmeidig, fest und ewig haltbar. Das Leder sollte drei bis fünf Millimeter dick sein, damit es weder zu lappig noch zu fest ist. Die Oberfläche sollte gleichmäßig und feinporig sein, das heißt, keine Narben, Insektenstiche, Falten oder Riefen haben.
Ist es derart beschaffen, ist es ein dankbares, pflegearmes und pflegeleichtes Leder. Lange Zeit und viele Ablederungen braucht es überhaupt keine Pflege. Was es nicht mag, ist pralle Sonne, denn dann wird es spröde. Was es auch nicht mag, ist Feuchtigkeit, denn dadurch quillt es auf und verformt sich.
Was es überhaupt nicht mag, ist zusammenrollen, denn dadurch bilden sich Falten. Ist dein Streichriemen irgendwann nicht mehr elastisch, fettet nicht mehr nach und wird spröde, kannst du ihn mit einer speziellen, gelben Pflegepaste für Streichriemen behandeln oder mit Lederöl. Trage diese(s) bitte nur sehr, sehr sparsam mit einem Tuch auf.
Unterschiede bei den Themen Abziehen und Schleifen. Was ist was?
Dieser Absatz dient nochmals der Verdeutlichung des Unterschieds zwischen Abziehen und Schleifen. Mit deinem Streichriemen machst du dein Messer scharf, ohne es zu schleifen. Das Leder trägt kein Material ab, es stellt lediglich den feinen Grat wieder her, so dass die Schneide deines Rasiermessers wieder glatt und haarscharf ist, also spitz zulaufend und nicht „ausgefranst“. Erst wenn du es durch das Abledern nicht mehr scharf bekommst oder aber, wenn dir das Messer mal runterfällt, solltest du es tatsächlich schleifen (lassen). Wann das der Fall ist, hängt von der Messerqualität, dessen Material, von deinen Barthaaren und deiner Pflege ab. Manche rasieren sich 1000 Mal und mehr und es ist immer noch scharf.
Wir raten, es vom Fachmann schleifen zu lassen, wenn es irgendwann tatsächlich stumpf ist. Bei großem Interesse und handwerklichem Geschick kannst du das natürlich selbst lernen und machen. Allerdings brauchst du dazu einige, vor allem die richtigen Werkzeuge. Beispielsweise einen oder mehrere Schleifsteine, dann für den groben und feinen Nachschliff Schleifriemen, Schleifpasten (schwarz, rot, grün) und Poliermittel.
Gerade als Neuling kannst du technisch einiges falsch machen und dein Messer ruinieren. Ledere dein Messer immer schön ab, eventuell machst du selbst den ganz feinen Schliff auf dem Hanf- oder Leinenriemen mit der sehr feinen weißen Paste. Mehr würden wir von blackbeards selbst nicht tun. Aber du weißt selbst, was du kannst und dir zutraust. Sei dir aber sicher bei dem, was du tust.
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