Was du über Rasierpinselhaare wissen solltest.
Dachshaar, Schweinehaar, Pferdehaar und Synthetikhaar – nein, du bist nicht in einem Streichelzoo gelandet. Es geht um Rasierpinsel. Rasierpinsel werden diversen Materialien, synthetischen wie natürlichen, gefertigt. Neben Tierhaaren kommen auch immer mehr künstlich nachempfundene Fasern zum Einsatz. Sie ahmen das Naturhaar erstaunlich gut nach.
Das kleine Universum der Rasierpinsel besteht zunächst aus den Grundmaterialien, aus denen Rasierpinsel gefertigt werden. Dies sind die Haare des Daches, des Schweines und des Pferdes. Daneben werden zunehmend synthetisch hergestellte Pinselhaare verwendet. Dachshaar wird in drei Kategorien eingeteilt, die Einzelheiten dazu findest du im Verlauf. Es ist manchen Männern aber oftmals zu weich. Weil sie mit dem Pinselstrich beim Einseifen im Gesicht gleich noch eine kleine Gesichtsmassage mit vollziehen möchten, verwenden daher einige Männer lieber die robustere Schweineborste.
Entgegen des ersten Eindrucks von Rasierpinseln aus den Borsten des Schweins gleichen sie aber keinesfalls einer Drahtbürste und sind ebenso weich, bieten aber eben einen etwas festeren Strich im Gesicht. Daneben bewirkt die Schweineborste einen guten Abrieb und ein besseres Aufschäumen bei besonders festen Rasierseifen.
Im Gegensatz zur Schweineborste werden Pferdehaare vom lebenden Tier genommen. Das Haar des Schweifes und der Mähne fällt einfach bei der Pflege der Tiere an, beziehungsweise ab. Damit ist die Gewinnung von Pferdehaaren zur Herstellung von Rasierpinseln Tier schonend. Pferdehaar ist von der Stärke und Belastbarkeit des Materials her mittig zwischen Dachshaar und Schweineborste angesiedelt.
Manche Anwender bescheinigen dem Pferdehaar keine so lange Lebens- und Nutzungsdauer. Es kommt dafür grundsätzlich für Tierfreunde in Frage, ebenso wie synthetisches Pinselhaar, das als voll vegane Variante sehr belastbar und langlebig ist. Dachse, Schweine, Pferde und Synthetikhaar - nein, du bist nicht in einem Streichelzoo gelandet. Aber auch ohne Zoo wird dich dein Rasierpinsel jeden Morgen supersanft streicheln. Jedenfalls, wenn er aus Dachshaar ist.
Rasierpinsel mit Dachshaar. Braucht es überhaupt noch Echthaar?
Der Stockzupf des Dachses ist die erste und von allen drei Haarsorten des Dachses die festeste und farblich dunkel.
Hohe Festigkeit bedeutet hier aber nicht grob, denn Dachshaar ist grundsätzlich weicher und feiner als alle anderen Haare, aus denen Rasierpinsel gefertigt werden. Die im Vergleich robusteste Haarsorte des Dachses entsteht durch die gleichbleibende zylindrische Struktur des einzelnen Haars bis in seine Spitze hinein. Stockhaar findet sich permanent im Fell des Dachses und steht damit in der Menge mehr zur Verfügung als seine übrigen Haarsorten. Stockzupf ist farblich zwischen grau und grau-braun angesiedelt, bis hin zu fast schwarzen Haaren. Die Färbung entspricht dem Unterfell des Dachses, also der dunklen Bauchseite, der Region aus der es gewonnen wird. Der Dachszupf grau, Grey Badger, und der Dachszupf schwarz, Black Badger, bietet unter den Dachshaarpinseln die preislich günstigere Sorte, da sie eben immer im Fell vorhanden ist.
Die höhere Festigkeit bedeutet dabei keinesfalls, dass sie an die noch festere Struktur etwa der Schweineborste heranreicht, sondern deutlich darunter liegt. Deshalb sind auch Dachshaarpinsel aus Stockzupf schon ein Genuss beim Einpinseln. Die unübertroffene Güte der Dachshaarpinsel an sich machen sie beständig zur am meisten geschätzten Sorte aller Rasierpinsel und der Mehrheit aller Männer, die sich nass rasieren.
Das Zupfhaar aus dem Rückenfell des Dachses liefert die mittlere Güte unter den Dachshaarpinseln.
Entgegen zu den aus dem Unterfell gewonnenen Stockhaar hat der Best Badger, das beste Dachshaar, schon eine andere Form, die sich über die Gesamtlänge hin nach oben verjüngt. Auch farblich sieht es anders aus, da es bereits die deutlich erkennbare Abstufung von dunkel zu hell aufweist. Die Haarstruktur, von unten zylindrisch bis nach oben spitz, macht es beim Benutzen auch eine klar fühlbare Spur weicher. Je feiner und spitzer am Ende, desto sanfter auf der Haut und zwischen den Bartstoppeln, die eingeseift werden. Die feinen Spitzen kommen umso besser zwischen die Räume der Haare und Stoppeln und verteilen den Rasierschaum damit noch gründlicher um das einzelne Haar. Die Vorbereitung auf den Schnitt ist damit erkennbar hochwertiger, wodurch sich die realen Unterschiede der verschiedenen Rasierpinsel und auch ihre preislichen Abstufungen benennen lassen.
Dachshaarpinsel, ohnehin ganz oben, sind schon Königsklasse. Der Best Badger vom Rückenfell des Dachses ist in der Einzelhierarchie der Abstufungen bei den Rasierpinseln aus Dachshaar noch nicht ganz der King, aber nennen wir ihn ruhig schon Kronprinz.
Die Silberspitze, Silvertip, die dritte und weichste Sorte unter den Dachshaaren.
Da es nur im Winterfell vorkommt und aus dem hellen Rückenstreifen gewonnen wird, ist es sehr selten und äußerst begehrt. Die feine Silberspitze dieses Haares ist das Beste, was Männerhaut, vor allem besonders empfindlicher, passieren kann. Es hat einen sehr langen Schaft im Ganzen und stuft sich optisch dadurch ab, dass es an der Spitze und unten hell und in der Mitte dunkel ist. Diesem Umstand verdankt die Bezeichnung Drei-Band ihre Bedeutung. Um die Krone noch zu toppen, haben die Pinselhersteller diese obere Klasse nochmal verbessert. Dies tun sie, indem sie einzelne, sehr kräftige und lange Haare auswählen und sie um den hellen unteren Teil kürzen. Übrig bleibt der sehr kräftige dunkle Mittelteil als Basis und die obere helle feinste Spitze.
Damit bleibt der so entstandene Zwei-Band Dachshaarpinsel an der Spitze optimal, stabilisiert sich im unteren Teil aber nochmal deutlich. So erhält der aus Drei-Band Haar erzeugte Zwei-Band Pinsel eine noch höhere Robustheit, und ebenso erhöht sich damit seine Langlebigkeit. Wegen der Aufwändigkeit des Verfahrens und der damit erzeugten nochmaligen Qualitätsverbesserung, ist der Dachshaar Zwei-Band Silvertip der wohl Begehrteste aller überhaupt erhältlichen Rasierpinsel.
Rasierpinsel aus synthetischem Haar sind Hightechprodukte.
Die Qualität und Auswahl ist enorm hoch. Die Eigenschaften sind weitgehend den Eigenschaften eines Naturhaarpinsels nachempfunden. Das bedeutet, dass sich synthetisches Haar von guter Qualität auch auf deiner Haut sehr ähnlich bis fast identisch zu dem aus Tierhaar anfühlt. Den Tierfreunden unter uns kommen diese Nachempfindungen sehr entgegen - kein veganer Rasierer mit belastetem Gewissen. Hinzu kommt, dass etwa die Trocknung eines synthetischen Haars oftmals deutlich schneller geht als beim Naturhaar. Ein Vorteil für unterwegs, wenn das Rasierzeug häufig und relativ schnell aus- und wieder eingepackt werden muss. Die Aufnahme von Wasser wie von Rasierschaum steht den herkömmlichen Rasierpinseln in nichts nach. Dazu sind die Haare des synthetischen Rasierpinsels äußerst robust, was sich auf ihre Haltbarkeit auswirkt.
Selbstverständlich trifft das auch auf die Verarbeitung zu und genauso auf das Aufschäumverhalten im Kontakt mit der Rasiercreme oder der Seife. Die Bindung des Knotens, typische Handarbeit hochqualifizierter Arbeiter einer Manufaktur von Rasierpinseln, das, was die Haare zusammenhält, steht bei der Fertigung mit Synthetikfasern den natürlichen Materialien ebenfalls in nichts nach. Rasierpinsel aus hochwertigem synthetischem Haar, mitunter Black Fibre, Silvertip Fibre, synthetische Silberspitze oder Tuxedo Haar genannt, sind gleichberechtigte Alternativen.
Du bist Neueinsteiger bei der Nassrasur mit dem Rasierpinsel aus Naturhaar oder hast in der Vergangenheit Probleme gehabt?
Hierauf solltest du achten: Es braucht eine Weile von maximal zwei bis drei Wochen, bis sich die Haare in ihre Bestform gebracht haben. Das tun sie durch korrekte Anwendung von alleine. Künstliches Beschleunigen schadet. Nach und nach verfasern sich die winzigen Spitzen etwas. Dies ist kein Mangel, sondern muss so sein, denn dadurch nimmt das Haar Wasser und Seife/Creme optimal auf. Ebenso darf der neue Pinsel nicht stärker auf die Seife gedrückt werden, damit er weicher wird. Das gilt auch für das Aufschlagen.
Nicht zu heftig machen, Geduld ist hier die Tugend. Gib dem Material Zeit. Neue Pinsel und deren Naturhaare müssen zudem anfangs mehr gewässert werden. Nur wenn alle Haare gleichmäßig feucht sind, nehmen sie Schaum optimal auf. Halte den Pinsel eine kurze Weile, etwa zwei bis drei Minuten in ein Glas mit warmem, nicht zu heißem, Wasser. Die Schweineborste braucht wegen ihrer Dicke länger als Dachshaar, bis zu zehn Minuten.
Zur Säuberung seitlich unter laufendes warmes Wasser halten, den Fluss nicht auf die Spitzen lenken. Solange, bis alle Schaumreste raus sind, sonst werden die Haare brüchig. Dann das Restwasser ausschlagen, erst vorsichtig, danach kräftiger. Nie ausdrücken oder auf`s Handtuch oder Klopapier tupfen. Hänge deinen Rasierpinsel anschließend in seinen Ständer. Du kannst ihn auch stellen, aber erst wenn er ganz trocken ist. Noch vorhandene Nässe würde sonst auf Dauer seine Bindung, den Knoten, schädigen und einzelne Haare herauslösen.
Im Raum auf Luftzufuhr achten und nie künstlich die Trocknung beschleunigen, etwa auf der Heizung oder mit dem Föhn. Es ist auch normal, wenn sich zu Beginn einzelne Haare lösen. Dies sind kürzere Haare, die bei der Handbindung nicht erfasst werden konnten. Auch das abschließende Bürsten des Bündels, bevor der Rasierpinsel in den Handel geht, kann nicht alle losen Haare mitnehmen. Lose Haare sind also kein Qualitätsmangel. Beachtest du solche einfachen Regeln, hast du lange was von deinem Teil.
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