Wilhelm 'Willi‘ Preuß ist nicht nur zertifizierter Energiereferent sondern auch passionierter Bartträger. Er war Präsident des Verbands Deutscher Bartclubs und gründete den ostbayerischen Bart- und Schnauzerclub. Regelmäßig nimmt er an internationalen Treffen und Wettberwerben rund um das Thema Bart teil. Ich hatte das Vergnügen, mich ein wenig mit Willi über dies und jenes in seinem Leben mit der Bart-Community zu unterhalten.
Man kennt dich unter anderem als Gründer des ostbayerischen Bart- und Schnauzerclubs. Wie ist das denn damals zustande gekommen?
Ich war seit Oktober 1992 Mitglied im schwäbischen Bart- und Schnauzerclub in Schönberg. Das liegt im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg. Und mit dem habe ich dann an einer Europa-Meisterschaft teilgenommen, bei der ich auf Anhieb Dritter wurde. Das hat mich so angespornt, dass ich Bekannte von mir, die einen Bart hatten angesprochen habe, die dann auch in Schönberg Mitglied wurden. Wir haben uns aber bald gedacht, dass 400 km schon ein bisschen weit ist um seine Bartfreunde zu sehen. Das können wir doch selber auch umsetzen. Am 22. September 1996 haben wir dann mit 20 Mitgliedern den ostbayerischen Bart- und Schnauzerclub gegründet.
Du bist also direkt zum Anwerben übergegangen?
Ja gut, am Anfang waren gar nicht so viele Bärtige dabei, sondern eher unsere Frauen und Kinder und Bekannte. Allerdings sind aus den 20 mittlerweile weit über 100 Mitglieder geworden.
Anders als euer Clubname vermuten lässt, habt ihr auch internationale Mitglieder, stimmt das?
Ja, aus 7 Nationen. Wir hatten ein Mitglied aus Panama, der war bei uns stationiert als Zivilangestellter der US-Army. Aber als er zurück versetzt wurde hat er seine Mitgliedschaft aufgegeben. Aber wir haben Mitglieder aus Norwegen über Frankreich bis zur Schweiz.
Du warst da ja schon ganz schön unterwegs in der Community. Hat sich das gelegt, oder reist du nach wie vor viel?
Ich reise nach wie vor. Letzte Woche waren wir in der Schweiz beim internationalen Alpen-Barttreffen. Und jetzt habe ich schon wieder ein Zimmer zur Bart-Weltmeisterschaft für nächstes Jahr im Mai in Antwerpen gebucht.
Mit über 100 Mitgliedern sammelt sich ja einiges an Wissen zum Thema Bart an. Wird bei euch ein wenig mit Geheimtipps gehandelt?
Eigentlich weniger, außer jemand hat mal einen wirklich tollen Trick, den sonst noch niemand kannte. So ein Tipp war eben in letzter Zeit die Bartpflege. Wir haben unsere Bärte schon immer vorsichtig mit Shampoo gewaschen und so weiter, aber jetzt mit Bartölen und Bartbalsamen muss ich ehrlich sagen, dass ich das früher leider nicht gemacht habe.
Mittlerweile nutze ich sie seit einem halben Jahr, weil mir das sehr gut tut. Ich hatte früher recht oft trockene Haut am Kinn, was sich seitdem gelegt hat. Ein schöner Nebeneffekt vom Bartöl ist natürlich auch, dass er ein bisschen besser glänzt. Aber sonst gibt es wenig Geheimnisse. Nach über 20 Jahren kennt man eben doch so ziemlich alles. Der eine schwört auf Festiger für Wettkämpfe, der andere verlässt sich auf Spray beim Styling. Aber was sich in letzter Zeit geändert hat ist einfach die Pflege, die es früher so nicht gab.
Als Präsident des Verbands Deutscher Bartclubs warst du auch einige Zeit aktiv. Wie sah das aus?
Von 1998 bis 2004 und von 2008 bis 2012 war ich der Präsident des Verbands. Also insgesamt 10 Jahre. Das war auch ganz interessant, weil man mit Bartclubs aus der ganzen Welt zu tun hat. Das Schöne war, dass man sich zweimal im Jahr getroffen hat. Jetzt treffen wir uns noch einmal im Jahr.
Und wir haben Termine für europäische und deutsche Meisterschaften und so weiter vergeben. Für die haben wir auch Richtlinien festgelegt, die heute noch fast weltweit gelten. Unter anderem gehören zu diesen Richtlinien die 18 verschiedenen Kategorien, die bei offiziellen Meisterschaften bewertet werden.
Jetzt war schon immer wieder die Rede von Wettbewerben. Viele, die dieses Interview lesen, werden sich fragen, wie das eigentlich abläuft. Nicht alle werden einen so schönen langen Bart wie du haben. Ich denke mir auch, dass mein Bart dabei sicher nicht mithalten kann. Ab wie viel Bart kann man denn darüber nachdenken bei so einem Wettbewerb mitzumachen?
Man kann fast immer teilnehmen. Wir haben zum Beispiel die Fashion-Bart-Klasse. Das ist ein ganz kurzer Vollbart, den man bei dichtem Bartwuchs schon innerhalb einer Woche wachsen lassen kann, in den dann – ich sage das immer ein bisschen abfällig, meine es aber nicht so – Muster geschnitzt werden. Da kann man sich dann Muster, Zahlen oder andere kreative Dinge hineinrasieren. Bei uns heißt das dann Trend-Bart. Damit wollen wir die jüngeren Leute ziehen, was auch gut ankommt, weil nicht alle so einen Bart tragen wollen, wie ich ihn zum Beispiel trage.
Dann geht es weiter mit Vollbart Verdi, der bis maximal bis 10 cm Länge geht, gefolgt vom Garibaldi, der bis 20 cm geht und alles was länger ist, ist Vollbart Naturale. Also man braucht nicht zwangsläufig so Riesendinger im Gesicht haben wie ich und meine Kollegen. Es gibt auch noch Kinn- und Backenbart. Musketier ist zum Beispiel ein wunderbarer Bartstil. Ich finde es immer sehr schön, wenn die Teilnehmer dieser Kategorie auf Meisterschaften mit ihren Kostümen erscheinen. Das sieht einfach toll aus.
Und dann gibt es natürlich noch die Schnauzbärte. Da gibt es sechs verschiedene Kategorien, bei denen jeder, der auch nur die geringste Ambition in dieser Richtung hat, mal hingehen sollte, um das Gefühl erleben zu können auf der Bühne zu stehen und beim einen oder anderen machts dann ‚Klick‘. Wenn dann der Bart ein Jahr oder zwei wächst, sieht man die dann auch ganz vorne mit dabei.
Sagen wir mal jemand kommt ein wenig auf den Geschmack und will sich einen Bart wachsen lassen. Was sind deine Tipps für den passenden Bartstil?
Nunja, wenn ein Mann ein 2 Meter Kerl ist mit 140 kg dann sollte er eher keinen kaiserlichen Schnauzbart tragen. Das passt einfach nicht zusammen. Auf die Kleidung und Statur sollte der Bartstil schon abgestimmt sein. Und genauso schaut es seltsam aus, wenn jemand mit 1,60 m mit einem Vollbart Naturale trägt. Die Abstimmung macht da viel aus.
Aber so verallgemeinernd wird es wirklich schwer das festzulegen. Es ist immer am besten direkt vor Ort und individuell abzuwägen, welcher Stil am besten passt. Oder man holt sich an Meisterschaften Eindrücke und sucht sich Vorbilder. Die Teilnehmer an Bartmeisterschaften sind immer sehr offen, was ihren Bart angeht und geben gerne Tipps.
Ihr seid ja echt sehr offen gegenüber Einsteigern. Der Wettbewerb-Gedanke steht dann nicht so sehr im Mittelpunkt wie man meint. Oder täuscht das?
Es ist zwar ein Wettbewerb, es soll natürlich ein gewisser Anreiz da sein, aber der heftiger Konkurrenzkampf ist es nicht. Wir treten gegeneinander an, wir platzieren uns im Wettbewerb gegeneinander, aber am Ende sind wir doch eine Familie. Und als Familie feiern wir dann auch zusammen, wenn der Wettkampf-Teil der Meisterschaft vorbei ist.
Wenn man euch kennenlernen will, wo kann man euch denn antreffen? Wie wann und wo kann man bei Treffen von euch mitmachen?
Der Clubstammtisch vom Ostbayerischen Bart- und Schnauzerclub findet immer am zweiten Samstag im Monat in Amberg in der Oberpfalz statt. Da treffen wir uns und besprechen die vergangenen Termine, wie zum Beispiel die Europa-Meisterschaft in Israel, die wir im Juni ausgerichtet haben, Bilder gezeigt und vieles mehr. Im Dezember ist die Jahresabschlussfeier und im März ist die Jahreshauptversammlung. Also haben wir feste Termine und bei den jährlichen Terminen natürlich auch Tagesordnungen zur zeitlichen Planung. Aber beim Stammtisch kann jeder kommen und gehen wann er mag.
Na das klingt ja grandios. Hast du noch ein paar abschließende Worte an die Leser?
Ja, auf jeden Fall. Jeder, der sich für Bärte interessiert und selbst Barträger ist sollte einmal eine Bartmeisterschaft besuchen. Mit anderen Leuten, die dieselbe Begeisterung für Bärte teilen, zu reden, Eindrücke zu sammeln und vielleicht sogar sich auf einer Bühne zu präsentieren ist eine Erfahrung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Es muss nicht gesungen werden, du musst keine akrobatischen Vorführungen machen, es geht nur um den Bart und wie du ihn trägst. Niemand wird dich fressen. Ganz im Gegenteil, es ist schön neue Gesichter zu sehen.
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