Die Rasur an sich und ihre Entstehung reichen weit in die Geschichte zurück.
Tja, wieso rasieren wir Männer uns überhaupt? So richtig in die Tiefe bist du bei deinen Gedanken dazu wahrscheinlich nie gegangen. Das holen wir jetzt nach, denn die Wurzeln zu kennen kann sicher nicht schaden. Lass uns dir erzählen, wer zum Beispiel den Rasierhobel erfunden hat oder wie wir vom einen Rasierer zum nächsten kamen.
- Das Rasiermesser
- Der Keilhobel
- Der Sicherheitsrasierer mit Wechselklingen
- Der Systemrasierer
- Klar im Vorteil: Der Rasierhobel
Es ist anzunehmen, dass das Rasieren als regelmäßige Übung begann, noch bevor der Mensch anfing, seine Geschichte aufzuschreiben. Sehr wahrscheinlich haben die Männer irgendwann gemerkt, dass ein superlanger Rauschebart auch mal hinderlich sein kann. Etwa bei der Jagd oder weil sich auch kleine unangenehme Tierchen ab und zu darin einnisteten.
So nahm der Vorzeitmensch irgendwann nach einem genialen Gedankengang die scharfe Kante seines Feuersteinwerkzeugs her und schwupp, ab war die Matte. Es dauerte nicht lange, bis Muscheln als weitaus praktischere Rasierer erkannt und fortan verwendet wurden. Über die Jahre, vielleicht gar Jahrtausende, entwickelte sich daraus eine Art Kult.
Und bis heute wird zum Beispiel die erste Rasur noch hier und da in der Welt als Initiationsritus verstanden, nach der der Junge dann ein Mann geworden ist. Jüngst hatten auch ganz viele syrische Männer Freudentränen in den Augen, als sie sich nach der Befreiung von den IS Terroristen zum ersten Mal nach Jahren wieder zum Barbier begeben haben. Die IS Barbaren hatten nämlich allen Männern die Rasur verboten.
Wer den Rasierer erfunden hat? Ein guter Mann: King Camp Gillette. Aber da gibt es noch mehr.
Der Einzug der metallischen Schneide in der Neuzeit.
Klar, die Männer hatten irgendwann auch bemerkt, dass die Rasur noch besser geht, wenn man Wasser und Seifenschaum zu Hilfe nimmt und das Gesicht damit vorher nass macht. Die Herstellung von Metallen und die Fähigkeit, es nach Wunsch zu bearbeiten, lieferte als Resultat dann das Rasiermesser. Es war lange die gängige Methode für die Nassrasur, denn gegeben hat es erstmal nichts anderes. Und damals wie heute war das Rasieren mit dem Messer eine kleine Kunst für sich, die nicht jeder auch meisterlich beherrschte.
So liefen viele Männer sicher ohne Bart, dafür aber auch immer wieder mal mit typischen Macken im Gesicht herum. Der Barbier war also schon Anno dazumal eine begehrte Gestalt und eine feste Größe, dem sein Handwerk den Lebensunterhalt sicherte. Aber früher wie heute konnten sich nicht alle alles leisten. Daher gab es in früheren Zeiten viele Bartträger, die eigentlich gar keine sein wollten.
Vom Rasiermesser zum ersten Rasierhobel – ein großer Schritt.
Ob es nun aus einem sozialen Gedanken heraus geboren wurde, wirklich jedermann eine erschwingliche Nassrasur zu ermöglichen oder ob es einfach eine gute Geschäftsidee gewesen ist, das wissen wir nicht. Aber, nicht näher zu benennende Entwickler der Rasiertechnik schauten sich bei den holzverarbeitenden Kerlen das Prinzip eines ihrer Werkzeuge ab.
Und sie dachten sich: Wie der Hobel das Brett glätten kann, so kann das auch im Gesicht funktionieren. Und siehe, der erste Sicherheitsrasierer in Form des Keilhobels war geboren. Der verbreitete sich recht schnell und war erstmals in Großbritannien ab 1874 auf dem freien Markt zu kaufen.
Zwar war diese erste Variante des Sicherheitsrasierers noch nicht perfektioniert wie heutige Rasierhobel, aber jeder Mann konnte es nun selbst in die Hand nehmen und das mit wesentlich geringeren Risiken als mit dem Rasiermesser. Leider mussten die Keilhobel wie die Rasiermesser regelmäßig abgezogen und so geschärft werden, aber immerhin war ein entscheidender Schritt getan.
Und dann: Ein Rasierer mit austauschbaren Rasierklingen, der Rasierhobel.
Der Beginn eines Siegeszuges, der bis heute anhält, kann in das Jahr 1895 datiert werden. Da nämlich brachte King Camp Gillettes Kleinhirn einen genialen Einfall hervor, der in der Erfindung einer Halterung samt Griff bestand, in die eine Rasierklinge eingelegt werden konnte, die nicht mehr nachgeschliffen werden musste. Wurde sie stumpf, sollte sie durch eine andere ausgetauscht werden. Zudem sollten die Klingen zwei Schneiden haben, die vor dem endgültigen Tausch einmal gewendet werden konnten. Erst 1901 drang er damit auf den Markt, aber die Suche nach einem Partner, der Klingen so herstellen konnte wie gewünscht, hatte sich gelohnt. Ab 1903 produzierte die Gillette Company. Nachdem im ersten Jahr noch unter 200 Rasierklingen verkauft wurden, waren es ein Jahr darauf bereits über 100.000, nebst entsprechender Anzahl an Rasierhobeln. Als die amerikanische Regierung im Kriegsjahr 1917 einen Auftrag für die Lieferung von weit über 30 Millionen Rasierklingen erteilte, war King Camp Gillettes Status endgültig seinem erlauchten Vornamen gerecht geworden.
Verschiedene Abarten des Rasierhobels kamen aber schon weit vor dem zweiten Weltkrieg hinzu. 1921 entwickelte Jacob Schick den sogenannten Injectorhobel, mit dem einseitige Klingen durch ein Kassettensystem schnell getauscht werden konnten. Auch der erste elektrische Rasierer mit Schwingankermotor geht auf seine Kappe. Schick verkaufte seine Geschäftsidee später an die Eversharp Incorporation, die 1993 mit Wilkinson fusionierte und seitdem einen der beiden Giganten auf dem Markt neben Gillette darstellt.
Plan B tritt auf den Plan, der Systemrasierer.
Der führende Lauf von Gillette sollte aber erst relativ spät deutlich gebremst werden. Nicht nur die Rasierklinge aus rostfreiem Stahl sorgte dafür. Sondern auch der erste Systemrasierer von Wilkinson Sword 1971, dessen Scherkopf aus Plastik mit zwei übereinander angeordneten Klingen nach Abnutzung im Ganzen getauscht wurde. Gillette zog im selben Jahr nach und lieferte ebenfalls einen Systemrasierer mit zwei Klingen.
Die nächste Neuerung folgte 1989, als Gillette mit dem Schwingkopf auftrumpfte, einem Scherkopf, der sich der Gesichtskontur anpasst. Erst 1992 holte Wilkinson auf und präsentierte seine eigene Schwingkopfversion. 1994 gab´s dann die Ausführung auch für Frauen, den Lady Protector von Wilkinson.
Vier Jahre später führte Gillette mit dem Mach3 ein System ein, das jetzt gar drei Klingen innehatte. 2003 dann der Quattro mit vier Klingen von Wilkinson. 2004 runderneuerte nun wieder Gillette die Systemrasur: Das Schwingen des Scherkopfes wurde durch einen Motor verstärkt, der zugeschaltet werden kann.
Mit immer mehr Gimmicks setzt sich der Konkurrenzkampf der Hersteller bis heute fort. Sei es die Kombi aus System-Nassrasierer, der auch noch trocken rasieren kann und dessen Scherköpfe auf verschiedene Griffe passen, ein sogenannter Flexball, der den Scherkopf noch beweglicher macht oder zusätzliches Pflegeöl auf dem Lubrikationsstreifen. 2007 führte der südkoreanische Hersteller Dorco dann die sechste Klinge ein. Alles in allem: Ende offen.
Und doch hat der Rasierhobel auf lange Sicht die Nase vorn.
Aber während sich die Marktführer im Bereich der Nassrasierer bis heute aneinander reiben und sich gelegentlich gerichtlich über Patente streiten, ist etwas in den Köpfen von immer mehr Endverbrauchern angekommen. Und das ist das Ende der Wegwerfgesellschaft, beziehungsweise die Verringerung des aus diesem Prinzip entstehenden Mülls. Das bedeutet im Klartext: Back to the Roots. Denn die Verwendung von viel hochwertigeren Metallklingen in einem Rasierhobel, der über viele Jahre verwendbar ist, hat daneben noch einige weitere entscheidende Vorteile. An vorderster Front steht hier die Qualität der Rasur. Die kann nämlich viel besser hergestellt werden mit einem guten Rasierhobel.
Hier wird kein Pauschalurteil gegen Systemrasierer gesprochen, die im Schnelldurchgang auf Reisen, nach dem Sport et cetera selbstredend sehr passable Ergebnisse liefern. Aber dem Müllberg, der durch sie größer wird, steht eben die Brillanz des Schnittes gegenüber, die mit dem klassischen Rasierhobel in Kombination mit guten Markenklingen herzustellen ist.
Keine Kontur wird so sauber rasiert, kein Barthaar so nah an der Haut gekappt, sprich kein Systemrasierer schafft so glatte Ergebnisse, und mögen es noch so viele Klingen im Kopf sein. Drum merke, Mann: Willst du das Beste, nimm dir in deinem Badezimmer die Zeit für deine Nassrasur mit einem richtigen Rasierhobel. Von einem König, zumindest im Namen, erfunden ist dieser Sicherheitsrasierer nach wie vor der unangefochtene King der Nassrasur.
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