Umstrittene Inhaltsstoffe in Körperpflegeprodukten.
Wer ist schon Chemiker und steigt bei all den kryptischen Begriffen durch, die die Inhaltsangabe eines jeden Pflegeproduktes auflistet? Viele gelten als unbedenklich, manche werden jedoch regelrecht verteufelt. Diese sehen wir uns an.
- Konservierungsstoffe
- Weichmacher und Glanzbringer
- Waschaktive Substanzen
- Schweiß-Hemmer und Zahnschützer
- Mineralöle
Im Leben gibt es keine 100 Prozent Garantie. Kein Risiko, kein Spaß. Die einen stürzen sich ins Abenteuer, lachen über Risiken und lesen niemals auch nur eine Inhaltsangabe. Die robusten fahren damit meist gut. Sie rauchen 50 Zigaretten am Tag und werden 90 Jahre alt. Manche hingegen husten schon, wenn sie eine Zigarette nur von weitem riechen. Manche legen Wert auf Sicherheit, meiden Risiken und studieren jedes Etikett.
Ob wir gesund sind und bleiben, hängt von vielen Faktoren ab. Von den Genen, vom Lebensraum, von der Ernährung, der geistigen Gesinnung und einigem mehr. Am Ende spielt die Körperpflege auch ein Quäntchen mit hinein. Meist macht die Dosis erst das Gift. Ein Burger im Monat schadet wohl nicht. Kleinste Mengen bedenklicher Inhaltsstoffe in Körperpflegeprodukten wohl auch nicht. Doch bei allem, was wir konsumieren, sollten wir die addierende Wirkung sehen. Manch diskutierter bis verteufelter Inhaltsstoff steckt nämlich nicht nur in Kosmetika, sondern beispielsweise ebenso in Lebensmitteln, Kleidung, Wasser und Verpackungen. Körperpflegemittel sollen alle unsere hohen Ansprüche erfüllen: Wir wollen sauber sein, weiches Haar und gesunde Haut haben, gut riechen und so weiter.
Obendrein sollen Kosmetika lange haltbar sein, eine angenehme Konsistenz und Farbe haben und möglichst wenig kosten. Um all das leisten zu können, scheinen synthetische Inhaltsstoffe unumgänglich. Oder doch nicht? Sehen wir uns die meist diskutierten Inhaltsstoffe mal an, also Konservierungsstoffe, Weichmacher, waschaktive Substanzen, Schweiß-Hemmer, Zahn-Schützer, Mineralöle, Farbstoffe und Duftstoffe.
Was befindet sich wirklich in deinen Pflegeprodukten. Wir klären auf.
Konservierungsstoffe in Kosmetika.
Konservierungsstoffe machen Kosmetika haltbar. Denn sie töten Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien oder hemmen deren Vermehrung. Auf deiner Haut befinden sich Mikroorganismen in einer spezifischen Komposition. Soll sie gesund bleiben, dürfen diese hauteigenen Keime nicht von Fremdkeimen und deren Stoffwechselprodukten aus dem symbiotischen Gleichgewicht gebracht werden. Konservierung, sprich Keimfreihaltung, macht also Sinn, um deine Haut vor Krankheiten, Pickeln, Rötungen, Schuppen und anderen lästigen Beschwerden zu schützen. Die gängigsten konventionellen Konservierungsmittel in Körperpflegeprodukten sind mitunter Parabene, Benzoesäure, Methylisothazolinon, Formaldehyd und einige weitere synthetische Formulierungen.
Besonders Parabene sind in eine Negativkritik geraten. Weil sie östrogene und karzinogene Wirkung haben sollen – also in den Hormonhaushalt eingreifen und Krebs erregen könnten. Dies scheint nicht gesichert. Doch empfohlene Höchstkonzentrationen bei einigen laut Kosmetikverordnung zugelassenen und ein Abraten bei anderen zugelassenen Parabenen verunsichern. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) fordert bei Butyl- und Propylparaben eine Höchstkonzentration von 0,19 Prozent. Für Methyl- und Ethylparaben bewertet es die bestehende Höchstgrenze von 0,4 Prozent als sicher. Mangels ausreichender toxikologischer Daten rät es von der Verwendung der zugelassenen Parabene Isopropyl-, Isobutyl-, Pentyl-, Phenylparaben ab.
Ein genereller Ersatz in Kosmetik sei aber nicht sinnvoll, da sie hautverträglicher sein sollen als andere Konservierungsstoffe und kaum allergenes Potential besitzen. Fühlst du dich beim Gedanken an Parabene unwohl, kannst du auf zertifizierte Naturkosmetik zurückgreifen. Diese enthält prinzipiell keine Parabene und andere synthetische Konservierungsstoffe. Deren Alternativen? Ätherische Öle (Rosmarin, Thymian, Gewürznelken), wässrig-alkoholische Auszüge aus Heilpflanzen (Süßholzwurzel, Kamille), mehrwertige Alkohole oder der Verzicht auf Wasser, dem Nährboden für Keime.
Weichmacher und Glanzbringer.
Silikone sind die Weichmacher in Haut- und Haarpflegemitteln, Kunststoffe, die im Chemielabor synthetisch hergestellt werden. Die gängigsten Silikone in Kosmetika heißen Dimethicone, Methicone, Polysiloxane und Cyclomethicone. Generell erkennst du sie an den Endungen -cone und -xane. Silikone sind mannigfaltig. Benutzt werden sie als Fugenabdichter, in Kuchenformen, als Brustimplantate oder zum Autolackversiegeln. In Pflegeprodukten enthaltene Silikone machen deine Haut glatt, Haare weich und seidig.
Doch der Schein soll trügen. Weichmacher sind gesundheitlich zwar nicht bedenklich – laut Bundesinstitut für Risikobewertung gibt es keine Hinweise darauf. Sie sind gut verträglich, haltbar und kostengünstig. Doch drei Dinge stören. Erstens: Wasserunlösliche Silikone lagern sich am Haar an, dichten sukzessive ab, irgendwann kommen wichtige Pflegestoffe und Feuchtigkeit nicht mehr durch und es trocknet aus. Zweitens: Sie ersetzen hochwertige Inhaltsstoffe, die im Gegensatz zum leeren Silikon nähren, schützen, Entzündungen hemmen, heilen und vieles mehr. Was sich bald an Haut- und Haarirritationen zeigen kann. Drittens: Sie sind schwer abbaubar und belasten über das Abwasser unsere Umwelt.
Stimmt dich das nachdenklich? Zertifizierte Naturkosmetik wäre die Alternative. Sie setzt pflanzliche Öle und Extrakte aus Heilpflanzen ein, die weich machen, feucht halten, schützen und nähren, gleichzeitig biologisch abbaubar sind, oftmals vegan, immer tierversuchsfrei. Argan, Avocado, Weizenkeim, Mandel, Aloe Vera und Lavendel beispielsweise.
Waschaktive Substanzen in Körperpflegeprodukten.
Tenside sind schaumbildende, emulgierende und reinigende Substanzen. Sie lösen fettigen, eiweißhaltigen und anderen hartnäckigen Schmutz dadurch, dass sie ein hydrophiles und ein hydrophobes Ende haben. Dadurch setzen sie die Grenzflächenspannung zwischen Wasser und Schmutz herab, so dass sich beides miteinander vermischt und du das Gemisch miteinander wegspülen kannst. Die Crux bei den herkömmlichen Saubermachern ist, dass sie ausschließlich synthetisch hergestellt werden – aus oftmals gesundheitsbedenklichen und Umwelt belastenden petrochemischen Rohstoffen. Insbesondere die häufig eingesetzten Polyethylenglykole (PEG) und Sodiumlaurylsufat (SLS) sind in der Kritik, aber auch andere.
PEG und SLS sollen besonders aggressive Tenside sein, die Schleimhaut und Augen reizen, die Haut austrocknen und durchlässiger für Schadstoffe machen sowie Allergien hervorrufen können. Sie machen viel Schaum, den wir gerne mögen. Er steht für Sauberkeit – fälschlicherweise. Willst du aggressive Tenside vermeiden, kannst du zertifizierte Naturkosmetik verwenden. Diese setzt auch Tenside ein, aber deutlich mildere – aus nachwachsenden Rohstoffen. Beispielsweise aus hydrophoben Fettsäuren von Palm- und Kokosöl für das eine Ende und hydrophilem Zucker aus Mais- und Kartoffelstärke für das andere Ende.
Sie heißen dann unter anderem Sodium Cocoyl Glutamate, Coco Clucoside, Lauryl Glucoside oder Sodium Coco Sulfate. Sie schäumen zwar nicht so, sind dafür aber hautverträglicher und weniger Umwelt belastend, weil abbaubar. Willst du ganz auf synthetische Tenside verzichten? Dann nimm Lavaerde. Das ist Wascherde aus gemahlenem Ton, der nicht chemisch, sondern physikalisch reinigt. Es gibt sie zum selber anrühren oder als fertige Waschcremes. Auch leicht duftend durch beigemischte ätherische Öle.
Schweiß-Hemmer und Zahnschützer.
Aluminiumsalze in Antitranspirantien können temporär die Ausgänge der Schweißkanäle verschließen und so lästige und muffelnde Schweißflecken unter den Achseln hemmen. Sie könnten jedoch an der Entstehung von Brustkrebs und Alzheimer beteiligt sein und zu Juckreiz und Hautirritationen führen. Was laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) aber nicht anhand von wichtigen Humandaten belegt sei. Aluminium kommt im Körper, in Nahrungsmitteln sowie Wasser natürlich vor. Durch Antitranspirantien mit Aluminiumsalzen könnten sicherheitshalber festgelegte Höchstgrenzen bei der additiven Aufnahme überschritten werden.
Wissenschaftlich gesichert seien weder die Penetrationsraten noch Langzeitfolgen. Willst du lieber vorsichtig sein, kannst du alternativ ein naturkosmetisches Deodorant verwenden, das geruchsbildende Bakterien hemmt, Schweißgeruch mit frischem Duft überdeckt und gleichzeitig pflegt. Oder ein schweißhemmendes Antitranspirant, das adstringierend und bakterienhemmend wirkt, aber nicht die Poren verstopft: Alaun beispielsweise. Fluoride in Zahnpasta sollen gegen Karies wirken. Denn sie sollen den Zahnschmelz härten und damit gegen Säureangriffe schützen. Auch sollen sie das Wachstum säurebildender Bakterien hemmen.
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung kommt es jedoch auf die richtige Dosis an. Fluorid ist ein Spurenelement, das nicht essentiell ist, also nicht lebensnotwendig. Es kann somit nicht zu einem Mangel kommen, wohl aber zu einer Überdosierung mit Folgeschäden. Beispielsweise könnte es Knochen, Gelenke und Nieren schädigen.
Das BfR empfiehlt Höchstgrenzen bei der täglichen Aufnahme und eine Kariesprofilaxe durch fluoridierte Zahnpasta – ohne zusätzliche Aufnahme von Fluorid über Nahrungsergänzungsmittel. Willst du doch lieber sicher gehen? Immerhin wurden Fluoride wegen ihrer durchschlagenden Giftigkeit lange Zeit als Rattengift und als Bestandteil von Pestiziden eingesetzt. Putze deine Zähne regelmäßig, nimm obendrein Zahnseide und eine naturkosmetische Zahnpasta ohne Fluoride.
Mineralöle in deiner Kosmetik.
In vielen Pflegeprodukten verbirgt sich hinter Begriffen wie Paraffin, Vaseline, Petrolatum, Microcrystaline Wax, Mikrowachs, Mineral Oil, Ozokerite und Ceresin schlichtweg etwas, das aus Erdöl gewonnen wurde. Billige wie teure, sogar medizinische Pflegeprodukte verwenden sie als farblose, geruchlose und geschmacklose Fett- und Ölbasis. Sie sind hautverträglich, lange haltbar und – vor allem kostengünstig. Schädlich für die Gesundheit sollen sie nicht sein, aber echt pflegen können sie auch nicht. Zu reflektieren sind wohl zwei Aspekte.
Erstens: Der moralische, ökologische: Erdöldestillate sind wasserunlöslich und landen unausweichlich im Abwasser, das aufwändig aufbereitet werden muss. Außerdem ist Erdöl eine kleiner werdende Ressource und sowohl die Erdölförderung als auch dessen Transport sind gefahrenträchtig für Wasser, Tier und Mensch. Wir alle wissen um die vielen Ölkatastrophen.
Zweitens der fehlende Pflegeeffekt: Mineralölprodukte lassen die Haut zwar glatt und weich erscheinen. Sie sollen jedoch nicht in die Haut eindringen, sondern sich nur als Film auf sie legen. Die Haut kann dadurch nicht richtig atmen und langfristig austrocknen, denn es kommt keine Feuchtigkeit hinein, geschweige denn Pflegestoffe.
Zudem kann Talg nicht aus der Haut heraus, so dass es zu Unreinheiten kommen kann. Sind dir Nachhaltigkeit und echte Pflege ein Bedürfnis? Zertifizierte Naturkosmetik arbeitet mit nährstoffreichen und vor allem nachwachsenden Ressourcen. Mit reinen Pflanzenölen, Kakaobutter und Sheabutter, die in die Haut einziehen, sie atmen lassen und die Umwelt nicht belasten, da sie abbaubar sind. Oder mit Bienenwachs und Wollwachs, wenn die Konsistenz fest sein soll.
Synthetische Farbstoffe und Duftstoffe.
Last but not least kommen wir noch kurz zum komplexen Spektrum der synthetischen Farb- und Duftstoffe in Körperpflegemitteln. Synthetische Farbstoffe, nicht nur, aber insbesondere Azofarben, die sich unter anderem in Tattoofarben, Kleidung, Kosmetika und Lebensmitteln finden, können krebserregend sein und Allergien hervorrufen. Das Bundesamt für Risikobewertung spricht von „schädlichen Azofarben“. Zu erkennen sind Farbstoffbeigaben an den CI-Nummern (CI = Colour Index).
Naturkosmetik verwendet alternativ natürliche Farbstoffe. Pflanzliche, wie das grüne Chlorophyll, das rote Henna, das gelbe Curcumin und so weiter sowie einige andere aus Erden und Gestein. Nicht alle sind vegan, falls dir das wichtig ist – Carminrot stammt von Läusen, Sepiabraun von Tintenfischen. Beispielsweise. Bist du sensibel, forsche da weiter. Auch Duftstoffe, die beinahe überall enthalten sind, so auch in fast allen Pflegeprodukten können laut BfR allergen sein. Insbesondere synthetische Duftstoffe. Bestehende Kontaktallergien könnten über die Atemluft verstärkt werden oder die Atemwege selbst könnten gereizt werden.
Über 3000 Duftstoffe gibt es. 26 sind dringend Allergie relevant. Deklarationspflicht besteht aber nur ab einer festgelegten Konzentration. Willst du sicher gehen oder kämpfst du bereits mit Allergien, nimm am besten duftstofffreie Pflegemittel. Naturkosmetik verwendet zwar nur natürliche Duftstoffe. Doch Allergiker können auch auf diese reagieren. Beispielsweise auf Cinnamal, Limonen, Citronellol, Isoeugenol und andere. Recherchiere bei Bedarf weiter.
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