„Willst du dich am Ganzen erquicken, so musst du das Ganze im Kleinsten erblicken.“
Sagte einst Johann Wolfgang von Goethe, der leider nur bis 1832 lebte, sonst hätte auch er sich einen Rasierhobel näher ansehen können. Dieser wurde jedoch erst 1874 auf den Markt gebracht. Goethe war bartlos, musste sich also mit einem Rasiermesser rasiert haben. Was wohl keineswegs schlecht war. Die Rasur mit einem Rasiermesser gilt heute als die Königsdisziplin der Nassrasur. Die meisten fühlen sich jedoch mit einem Rasierhobel wohler. Mit dem für dich richtigen wird dich die Rasur auch vollends zufriedenstellen.
- Kamm. Offen oder geschlossen? Klingenspalt. Klein oder groß?
- Mechanismen zum Rasierklingenwechsel. Drehen oder Schrauben?
- Griff lang, kurz, glatt, geriffelt, umschraubbar? Gewicht schwer, leicht?
- Sonderköpfe. Torsionshobel, Hobel mit Single-Edge-Kopf und andere
- Drumherum. Pre Shave, Technik, After Shave
Du musst doch nur den Nippel durch die Lasche zieh’n und mit der kleinen Kurbel ganz nach oben dreh’n, da erscheint dann auch ein Pfeil und da drückst du ganz leicht drauf, und schon geht die Sache auf!“ Hi, hi – ein alter Gassenhauer von Mike Krüger. Mit „Sache“ ist unter anderem der BH seiner Freundin gemeint. Eine „scharfe Sache“ ist auch der Rasierhobel, wenn du ihn mit einer entsprechenden Rasierklinge bestückst. Was glücklicherweise echt leicht geht. Es sind keine komplizierten Nippel durch Laschen zu ziehen. Beim Rasierhobel öffnet und schließt sich die Sache, sprich der Kopf, in den die Rasierklinge kommt, schon durch einfaches Drehen oder ein wenig Schrauben.
Also die meisten Gebrauchsanleitungen sind schwieriger als die für einen Rasierhobel. Doch auch wenn du ihn beinahe intuitiv bedienen wirst, ein paar Details solltest du kennen. Denn den Rasierhobel gibt es verschiedenen Ausführungen. Es gilt, die für dich richtige auszuwählen. Charlie Chaplin meinte mal: „An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser.“ Gut, dass es im Fall des Rasierhobels zumindest „Hinweiser“ gibt. Uns zum Beispiel :-{) … Wir weisen dich gleich hin auf wichtige Details des Rasierhobels.
Schätzt du es, selbst zu bestimmen? Ein Rasierhobel lässt dich Druck und Winkel selber finden. Möchtest du Plastikmeere und Müllberge abbauen? Ein solider Rasierhobel ist langlebig und umweltfreundlich. Hast du Freude an schönen Designs und möchtest ein gründlich arbeitendes Werkzeug in der Hand halten? Ein Rasierhobel kann eine Augenweide sein und deine Haut erfreulich glatt rasieren. Viele kleine Details summieren sich zu einem großen Ganzen. Legen wir los.
Was ist besser: Rasierhobel oder Systemrasierer? Achte auf die Details.
Detail 1. Der Kamm des Rasierhobels. Offen oder geschlossen? Der Klingenspalt. Klein oder groß?
Wir schauen uns den Rasierhobelkopf an. Jeder Rasierhobel hat am Kopfboden eine Kante, die auch Schaumkante oder Kamm genannt wird. Sie liegt beim Rasieren auf deiner Haut auf. Über dieser Kante befindet sich die Rasierklinge und über der Rasierklinge der Kopfdeckel. Beim geschlossenen Kamm ist diese Kante durchgehend, hat aber meist flache Einkerbungen, die an Kammzinken erinnern. Beim offenen Kamm hat diese Kante echte Lücken wie ein Kamm. Daher und weil diese Kante tatsächlich Barthaare wie ein Kamm in Position bringen kann, kommt wohl der Name Kamm.
Ein Rasierhobel mit geschlossenem Kamm ist gnädig zur Haut. Er eignet sich prima für unerfahrene Einsteiger und Männer mit empfindlicher Haut. Beim Rasierhobel mit geschlossenem Kamm ist der Klingenspalt, also der Raum zwischen Kamm und Rasierklinge klein. So steht zwar weniger Fassungsvermögen für das Schaum-Stoppel-Gemisch zur Verfügung, so dass du es nach jedem Zug wegspülen musst. Doch je kleiner der Klingenspalt ist, desto schonender ist das für die Haut. Wenn du dich täglich rasierst, wenn du dünnes und weiches Barthaar hast, ist der geschlossene Kamm eine feine Sache.
Der offene Kamm erinnert nicht nur an Kammzinken, sondern auch an „Zähne“. Tatsächlich hat er mehr „Biss“. Er kann hartes und langes Barthaar leichter schneiden, hat einen größeren Klingenspalt und damit mehr Fassungsvermögen für Schaum und Barthaare. Er ist allerdings etwas aggressiver zur Haut, weshalb robuste Haut ihn eher akzeptiert als sensible, und du auch etwas technische Reife oder natürliches Talent mitbringen solltest. Aber keine Sorge, Rasierhobel werden zurecht als Sicherheitsrasierer bezeichnet. Schnitte wirst du dir nicht zufügen, auch nicht mit offenem Kamm.
Rasierhobel – Detail 2. Mechanismen zum Wechsel der Rasierklinge. Willst du nur drehen oder ein wenig schrauben?
Es gibt aktuell drei Bauweisen beim Rasierhobelkopf. Du hast die Wahl zwischen einem einteiligen, zweiteiligen und dreiteiligen Kopf. Gehörst du zu denen, die mit zwei linken Händen ausgestattet sind oder liebst du es bequem, wird dir der Rasierhobel mit einteiligem Kopf zusagen. Bei ihm muss nichts zerlegt werden. Das Klingenfach öffnet sich beim Drehen des Griffs wie zwei Schmetterlingsflügel. Da Schmetterling englisch butterfly heißt, wird die einteilige Variante auch Butterfly Rasierhobel genannt.
Dann gibt es die zweiteilige Version, bei der beim Drehen Griff und Bodenplatte verbunden bleiben und du zum Wechseln nur die Kopfplatte abnimmst. Und für alle Technikliebhaber gibt es den dreiteiligen Rasierhobel. Drehst du bei einem solchen am Griff, liegen dieser, die Bodenplatte und Kopfplatte in drei Teilen da. Das Zusammenschrauben ist eine kleine Fitzelarbeit, aber wahrlich kein Hokuspokus. Wir sind sicher, dass auch zwei linke Hände das Einlegen der Rasierklinge hinbekommen.
Nach etwa 10 Rasuren, spätestens wenn die Rasierklinge rupft, solltest du sie wechseln. Welche Rasierklingen passen? In einen Rasierhobel passen alle Standard Doppelklingen (Double Edge Blades) mit einer Länge von 43 mm. Sie unterscheiden sich allerdings in Härte und Schliff und damit in der Schärfe. Manche sind extrem scharf und gehören eher in die Hände eines routinierteren Hoblers, wie etwa die Feather Hi Stainless. Andere, beispielsweise die Personna Platinum oder die Mühle Rasierklingen sind sanfter zur Haut und ratsamer für Anfänger. Manche verhalten sich im Spiel mit dem offenen Kamm besser, andere mit dem geschlossenen Kamm. Du musst wohl experimentieren, bis du genau die Rasierklinge findest, die zu deinem Barthaar und deiner Haut passt. Dann nämlich holst du das Beste aus dem Rasierhobel.
Rasierhobel – Detail 3. Der Griff. Lang oder kurz, glatt oder geriffelt oder gar umschraubbar? Das Gewicht. Schwer oder leicht?
Du möchtest deine Rasur richtig im Griff haben? Dann wähle einen, der gut in deiner Hand liegt. Sowohl die Grifflänge als auch das Gewicht des Rasierhobels spielen eine Rolle. Dass der Griff aus nachhaltigen Materialien wie beispielsweise Edelstahl oder Holz und nicht aus Plastik sein sollte, versteht sich von selbst. Sonst wären die Umweltfreundlichkeit dahin und die Haptik, denn gutes Material fühlt sich gut an. Und es erfreut dein Auge. Es rasiert schließlich mit.
Die Grifflängen variieren. Mit der goldenen Mitte, einer Grifflänge zwischen 7,5 und 11 cm, fühlen sich die meisten wohl. Sehr lange Griffe bieten eine gute Griffsicherheit. Sehr kurze Griffe sind dafür beweglicher und wendiger. Je größer deine Hand, desto länger sollte der Griff sein. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel und bei der Haptik spielen immer auch das Material und die Oberfläche mit hinein. Ob Holz oder Edelstahl, geriffelt, glatt oder gar ergonomisch geformt, der Möglichkeiten gibt es viele und der Hände sowie Vorlieben auch. Und neuerdings gibt es einen Rasierhobel, dessen Griff aus der klassischen in eine seitliche Position geschraubt werden kann, so dass du fast ein „Kamisori“ hast.
Zum Gewicht des Rasierhobels: Ein hohes Eigengewicht hat den Vorteil, dass du den Hobel ohne Druck gleiten lassen oder ziehen kannst. Dennoch gibt es einige, die ein geringeres Gewicht schätzen, weil der Rasierhobel dadurch beweglicher ist und sie die Sache mit dem Druck gerne in die eigene Hand nehmen. Den meisten können wir ein Gewicht zwischen 55 und 95 Gramm empfehlen. Doch jeder ist anders. Solltest du nicht klar kommen, schimpfe nicht auf den Rasierhobel, sondern überlege, ob du die richtigen Details gewählt hast.
Rasierhobel – Detail 4. Besondere Köpfe. Hobel mit Single-Edge-Kopf, Hobel mit variablem Klingenspalt, Torsionshobel und Hobel mit Schrägschnitt.
Alles zu normal für dich, du hast deinen eigenen Kopf und suchst das Besondere? „Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.“ Vielleicht nahmen sich die Designer des innovativen Rasierhobels mit Single-Edge-Kopf dieses Zitat von Albert Schweizer zu Herzen? Einen Versuch wert ist er und wer weiß, womöglich verdoppelt sich dein Rasierglück bei geteilter Rasierklinge. Zumindest günstiger sind sie, die Single Edge Blades.
Vielleicht rasierst du dich mal täglich, dann wieder ein paar Tage nicht und möchtest trotzdem nur einen Rasierhobel verwenden. Was uns bei der verlockenden Auswahl zwar rätselhaft ist, aber warum nicht? Intelligente Technik macht es möglich, dass sich der Klingenspalt auf wechselnde Bedürfnisse und Barthaarlängen einstellen lässt – jedenfalls beim Rasierhobel mit variablem Klingenspalt.
Wer den ganz besonderen Reiz sucht, kann sich einen Torsionshobel oder einen Rasierhobel mit Schrägschnitt zulegen. Beide könnten die Haut tatsächlich etwas reizen, sind wegen ihrer Bissigkeit aber besonders gründlich. Wir empfehlen ihn nur Männern, die bereits routiniert mit einem normalen Rasierhobel umgehen und/oder mit robuster Haut sowie hartem Barthaar ausgestattet sind. Beim Torsionshobel erhält die Rasierklinge einen aggressiveren Ansetzwinkel, weil Kamm und Deckel gegeneinander verdreht sind. Beim Rasierhobel mit Schrägschnitt ist der Kopf im Verhältnis zum Griff abgeschrägt.
Das Drumherum. Unterstütze Rasierhobel und Haut mit Pre Shave, After Shave sowie richtiger Technik.
Bereite deine Rasur gut vor, mit einer warmen Wäsche und einem hochwertigen natürlichen Pre Shave Produkt. Beispielsweise Rasieröl oder selbst geschlagener Rasierschaum aus Rasiercreme oder Rasierseife legen bei einer Einwirkzeit von etwa 3 Minuten einen Schutzfilm auf deine Haut und stellen und weichen Barthaare auf. Dein Rasierhobel kann dann sicher drüber gleiten und effizient schneiden.
Natürlich musst du ihn gekonnt führen. Das heißt, du ziehst ihn ohne Druck und in einem Winkel von circa 30 Grad über die Stoppeln. Und zwar zuerst in Wuchsrichtung, also mit dem Strich, falls nötig noch einmal quer und erst dann eventuell gegen den Strich.
Abschließend belohnst du deine Haut mit einem Schuss kühlen Wassers und nach dem sanften Trockentupfen mit einem hochwertigen natürlichen After Shave, das auf deine Haut eingehen sollte. Robuste Haut beispielsweise verträgt mehr Alkohol, das heißt durchaus Rasierwasser, sensible Haut schätzt Sanfteres wie After Shave Balsam oder Tonic.
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