Rasiermesser oder Rasierhobel – zwei großartige Werkzeuge. Welches kannst du lieben?
Aus dieser Fragestellung ergibt sich eine andere Herangehensweise an unser kniffliges Thema. Wir nehmen noch ein Zitat aus dem Film Good Will Hunting zu Hilfe. In diesem geht es um die Liebe. „Es ist ganz egal, ob er perfekt ist oder ob sie perfekt ist, solange sie perfekt füreinander sind.“ Wir vergleichen hier zwei großartige Werkzeuge und wollen keines der beiden als schlechter oder besser bezeichnen. Denn egal, ob Rasiermesser oder Rasierhobel, nur wenn du dein Werkzeug liebst, kannst du sein ganzes Potenzial aus ihm herausholen.
- Rasierhobel oder Rasiermesser? Einstellungssache
- Brauchst du eingebaute Sicherheit oder führst du sicher?
- Schneller ist der Rasierhobel, gründlicher das Rasiermesser
- Klingenschärfe, auch ein Zeit- und Gründlichkeitsfaktor
Wir finden die Frage, welches der beiden Werkzeuge schneller und gründlicher ist, etwas unglücklich formuliert. Doch genau so wird sie oft an uns herangetragen. Besser wäre es zu fragen, welches der beiden Werkzeuge ist schneller, welches gründlicher? Sich sehr schnell und gleichzeitig sehr gründlich zu rasieren, das mag ein echter Profi mitunter hinbekommen. Sowohl mit dem Rasierhobel als auch mit dem Rasiermesser. Nur in der Regel passen Geschwindigkeit und Gründlichkeit bei der Nassrasur nicht zusammen. Kurzum, uns gefällt der Gedanke nicht, sich schnell rasieren zu wollen und gleichzeitig eine perfekte Rasur zu erwarten. Gut, nichts ist unmöglich. Es gibt sie, diese Ausnahmen der Regel. Die Praxis zeigt uns jedoch, dass die meisten die Rasur mit dem Rasierhobel etwas schneller hinbekommen als mit dem Rasiermesser, während sie bei den meisten mit dem Rasiermesser einen Ticken gründlicher ausfällt als mit dem Rasierhobel. Wir sprechen hier von Nuancen auf einem sehr hohen Niveau.
Sehr sicher, schnell und sehr gründlich oder sicher, langsamer und am gründlichsten?
Die Entscheidung für den Rasierhobel oder das Rasiermesser ist Einstellungssache und eine Frage deines Alltags.
Bevor der Rasierhobel und seine hauchdünnen Rasierklingen von King Camp Gillette erfunden wurden, gab es nur das Rasiermesser. So wie einst, kann sich theoretisch also bestimmt jeder Mann auch heute mit einem Rasiermesser rasieren, zumal dieses klingentechnisch inzwischen präzisiert ist. Genauso kannst du dich heute klasse mit einem Rasierhobel rasieren, der seit Gillette ebenso immer weiter verfeinert wurde. Doch die Zeit, als Männer sich ausschließlich mit Rasiermessern rasierten, war eine deutlich langsamere.
Die Frage, ob du dich mit dem Rasierhobel oder dem Rasiermesser schneller und / oder gründlicher rasieren kannst, ist berechtigt. Nur zeigt sie wohl auch, welche Einstellung du zur Rasur hast, wenn du sie dir oder uns stellst. Vielleicht ist dein Alltag sehr hektisch und du musst dich schnell oder schneller rasieren. Vielleicht verbringst du jedoch einfach nicht gerne viel Zeit vor dem Spiegel oder rasierst dich nur, weil du halt musst, um gepflegt auszusehen. Trifft eine dieser Annahmen auf dich zu, halten wir den Rasierhobel für dich für das geeignetere Werkzeug.
Wie bereits erwähnt, mag es Talente geben, die sich mit einem Rasiermesser sowohl schneller als auch gründlicher rasieren können als mit einem Rasierhobel. Doch für die meisten trifft dies nicht zu. Der normal talentierte Mann sollte sich für die Rasur mit einem Rasiermesser mehr Zeit nehmen, auf jeden Fall mehr als für die mit einem Rasierhobel. Denn damit sie tatsächlich zur gründlichsten und nicht zur blutigsten Rasur wird, brauchst du zur Führung des Rasiermessers innere Gelassenheit und eine absolut ruhige Hand. Im Grunde solltest du dich richtig auf jede Messerrasur freuen, sie mit Leidenschaft durchführen und als willkommenen Beitrag zur Entschleunigung deines Alltags betrachten.
Rasierhobel, wenn du eingebaute Sicherheit bevorzugst. Rasiermesser, wenn du selber sicher führst.
Bevor wir später auf die Komparative „schneller“ oder „gründlicher“ eingehen, möchten wir den Aspekt Sicherheit anführen. Sagen wir es so: Um bei deiner Nassrasur überhaupt ein gründliches Ergebnis zu erzielen, musst du den Umgang mit deinem Werkzeug trainieren. Sowohl der Rasierhobel als auch das Rasiermesser verlangen eine gewisse Technik. Der Winkel Klinge zur Haut muss stimmen, der Druck beim Ziehen oder Schaben muss feinfühlig sein, die Reihenfolge der Strichrichtung gilt es einzuhalten. Dazu kommt, dass die Haut vor der Rasierklinge oder der Schneide geschützt werden muss und deine Bartstoppeln aus ihr herausgekitzelt, aufgestellt sowie erweicht werden müssen. Je besser deine Technik, je besser das Pre Shave, also die Vorbereitung, desto besser wird deine Rasur ausfallen.
Im Gegensatz zum Rasiermesser ist es kaum möglich, sich mit dem Rasierhobel zu schneiden. Denn aufgrund seiner Bauweise rasiert er ziemlich sicher, weshalb er auch Sicherheitsrasierer genannt wird. Beim Rasierhobel ist deine Haut vor einem direkten Kontakt mit der scharfen Rasierklinge geschützt, und zwar durch den Kamm. Richtig schonend ist ein Rasierhobel mit geschlossenem Kamm, und deshalb gut geeignet für Anfänger, Männer mit sensibler Haut und alle, die sich täglich rasieren. Etwas aggressiver ist ein Rasierhobel mit offenem Kamm, er eignet sich bei robuster Haut, bei drahtigem oder langem Barthaar und empfiehlt sich eher jenen, die etwas geübter in der Technik sind. Aufgrund der eingebauten Sicherheit, also weil die scharfe Rasierklinge fest zwischen Kamm und Deckel eingebaut ist und nur zwei Millimeter herausragt, denken wir, dass die meisten die Rasur mit dem Rasierhobel schneller erlernen.
Mit einem Rasiermesser kannst du dich hingegen schon schneiden, wenn du fahrig und unkonzentriert bist. Du musst keine Angst vor der Klinge haben, doch auf jeden Fall Respekt. Wie groß ist dein Sicherheitsbedürfnis? Der Faktor Angst spielt durchaus eine Rolle dabei, wie schnell du die Technik erlernst. Das Rasiermesser verlangt dir mehr Muße, Gelassenheit, Feingefühl und Raffinessen ab als der Rasierhobel. Wenn du die kleine Herausforderung liebst, eine ruhige Hand hast und von dieser besonderen Leidenschaft für Rasiermesser befallen bist, wirst du mit jeder Rasur besser. Wir denken jedoch, dass der normal talentierte Mann länger braucht, um die Technik mit dem Rasiermesser bis zur Perfektion zu lernen als mit dem Rasierhobel.
Wir wagen zu behaupten: Schneller ist der Rasierhobel, gründlicher das Rasiermesser.
Wir kommen zur eigentlichen Fragestellung. Theoretisch kann der Rasierhobel schneller und gründlicher sein. Theoretisch kann auch das Rasiermesser schneller und gründlicher sein. Dazu müssen jedoch jeweils alle Faktoren perfekt zusammen kommen. Der Profi-Rasierhobler könnte seine Rasur so gut vorbereiten und die Technik derart gut beherrschen, dass er mit, quer und gegen den Strich schneller und gründlicher seine Bartstoppeln abhobelt als der weniger gut vorbereitende und technisch schlechter versierte sie mit dem Rasiermesser schneidet. Du verstehst, worauf wir hinaus wollen. Welche Faktoren bei „schneller und gründlicher“ noch mitwirken, erfährst du im letzten Punkt. In diesem erschließt sich noch deutlicher, weshalb wir keine pauschale Antwort treffen können.
Generell dürfte es jedoch so sein, dass du dich mit einem Rasierhobel schneller rasieren wirst, weil kleine Fehler beim Halten und Ziehen nicht so ins Gewicht fallen wie beim Halten und Bewegen des Rasiermessers. Wie gesagt, du kannst dich praktisch nicht schneiden, nur die Haut mehr reizen, weil du vielleicht öfter über die gleiche Stelle musst. Du musst dir im Gegensatz zum Rasiermesser quasi nicht jeden Zug so genau überlegen und kannst also schneller operieren. Womit wir dich nicht auffordern möchten, einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen zu wollen und schludrig zu sein. Denn du willst ja nicht nur schnell sein, sondern auch gründlich rasieren.
Generell dürfte es allerdings auch so sein, dass du dich mit dem Rasiermesser gründlicher rasierst. Denn durch den direkten Kontakt der Klinge zur Haut kann das Rasiermesser tatsächlich auch am nahesten an der Haut schneiden. Einen Ticken näher noch als eben der Rasierhobel, bei dem wiederum der offene Kamm im Gegensatz zum geschlossenen Kamm die eingespannte Rasierklinge direkter an die Haut heranlässt. Wer keinen tiefen und auch keinen oberflächlichen Schnitt riskieren möchte, der muss bei der Messerrasur einen Gang zurückschalten und sehr bedacht, gefühlvoll und führungssicher auf die Schwingungen der Rasiermesserklinge eingehen.
Die Klingenschärfe entscheidet mit, wie schnell und gründlich dein Werkzeug generell rasiert.
Deine Technik sitzt, deine Vorbereitung ist bestens. Wie sieht es mit der Rasierklinge oder der Schneide deines Rasiermessers aus? Ist sie richtig scharf, wird deine Rasur auch schneller und gründlicher gehen. Im Zusammenhang mit der Schärfe kommt das Thema Pflege ins Spiel. Du darfst dein Werkzeug scharf halten. Und du darfst es pflegen. Das bedeutet bei einem Werkzeug mehr, beim anderen weniger Zeitinvestment.
Hier punktet der Rasierhobel. Denn du kannst dich mit einer Rasierklinge etwa zehn Mal rasieren, bis sie stumpf ist. Der Klingenwechsel geht sehr schnell und einfach. Auch die Pflege ist schnell erledigt. Du spülst den Rasierhobel nach der Rasur lediglich unter fließendem Wasserhahn ab, schüttelst ihn aus dem Handgelenk trocken und hängst ihn auf deinen Rasierhobelständer. Von wo du ihn dir für die nächste Rasur schnappen und gleich loslegen kannst. Es kann übrigens durchaus sein, dass du dich auch durch den Wechsel der Marke gründlicher rasieren kannst. Jede Rasierklinge ist anders und wenn du mit der Gründlichkeit nicht zufrieden bist, probiere die Marken durch, bis du spürst, das ist sie.
Mehr Zeit brauchst du zum Schärfen und Pflegen eines Rasiermessers. Hier kommt die Liebe ins Spiel. Wenn du dein Werkzeug liebst, möchtest du es auch pflegen. Bevor du dich an die Rasur mit deinem Rasiermesser machst, darfst du es mit Freude an einem Lederriemen abledern, um die Schärfe, die bei der letzten Rasur etwas verloren ging, wieder herzustellen. Tust du dies nicht, wird die Klinge schnell stumpf und die Rasur wird länger dauern und nicht mehr die gründlichste sein. Wenn dein Rasiermesser runterfällt, muss es geschliffen werden. Wenn du es länger nicht benutzt, musst du es ölen. Auch den Lederriemen musst du gelegentlich einfetten und du darfst ihn nicht in der Sonne liegen lassen. Summa summarum verlangt das Rasiermesser mehr Zeiteinsatz. Übrigens ist es bei der Schneide des Rasiermessers wie bei den Rasierklingen. Es gibt einige Varianten. Es kann sein, dass du dich beispielsweise mit einer extraholen und breiteren Schneide mit rundem Klingenkopf gründlicher rasierst als mit einer halbholen und schmaleren mit geraden Klingenkopf.
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